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Herzinfarkt-Symptome: Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern?

Der typische Herzinfarktpatient? Älterer, leicht übergewichtiger Mann – das gängige Bild. So einfach ist es aber nicht. Auch Frauen haben ein höheres Risiko, als viele denken. Entscheidend ist, wie man sich im Notfall verhält.

Ein Herzinfarkt und die Folgen davon sind mit einem Anteil von rund 30 Prozent die häufigste Todesursache.

Herzinfarktsymptome: Bei Frau und Mann anders

Nicht alle Ablagerungen oder Verkalkungen in den Herzkranzgefässen führen gleich zu einem Herzinfarkt.

Es gibt Warnzeichen wie Schmerzen in der Brust, die zwingend ernst genommen werden sollten. Dann kann die verengte Stelle mit einem Herzkatheter sowie mit einem Ballon gedehnt und «Stents» eingelegt werden, um die Funktionsfähigkeit des Herzens zu stärken.

Soweit die Theorie.

 

Die Praxis sieht oft anders aus: Leider gehen viele Menschen zu spät in ein Spital, wenn sie beispielsweise einen starken, beklemmenden Druck spüren. Die Folgeschäden eines überstandenen Herzinfarkts können weitreichend sein, die Lebensqualität kann stark beeinträchtigt werden.

Herzinfarktsymptome: Bei Frau und Mann anders

«Es ist kein schöner Zustand, wenn das Herz weniger Leistung erbringen kann», bestätigt mir Julia Stehli, Oberärztin an der Klinik für Kardiologie am Unispital Zürich. Sie ist Expertin in ihrem Fachgebiet, studierte und forschte in Zürich, in den USA, in Australien und in England. Bei ihren jahrelangen Forschungen konzentriert sie sich auf den Unterschied zwischen den Geschlechtern bei Herzkrankheiten. 

 

Julia Stehli sagt: «Frauen haben ein viel höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, als oft angenommen wird.»

 

Den typischen Herzinfarktpatienten stellen sich viele als ein leicht übergewichtiger Mann von vielleicht 60 Jahren vor. Doch weil die immer Bevölkerung älter wird, sind auch mehr Frauen betroffen – wobei sie etwa zehn Jahre später als Männer einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.

 

So lange das weibliche Hormon Östrogen produziert wird, das an der Steuerung des Zyklus beteiligt ist, sind Frauen ziemlich gut geschützt. Doch ab 55 Jahren gibt es auch bei Frauen einen tieferen Schutz. 

Frauen haben oft andere Symptome

Grundsätzlich sind bezüglich Herzinfarkt folgende Risikofaktoren am gefährlichsten:

 

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Hohe Cholesterinwerte
  • Diabetes
  • Hoher Blutdruck

Interessanterweise gewichtet es laut Julia Stehli bei Frauen deutlich stärker, wenn sie einem solchen Risiko ausgesetzt sind. Abgesehen vom Übergewicht, weil das gefährliche Bauchfett bei Männern oft ausgeprägter ist. Und die Symptome können bei Frauen ebenfalls anders sein: 

Der klassische, flächige Druck auf der Brust wird nicht wahrgenommen, oft kommen dafür Übelkeit und Atemnot, Schwindel und Herzklopfen dazu – und die Schmerzen strahlen stärker in den Arm, in den Kiefer und in die Schulterblätter aus. Manchmal müssen Frauen auch erbrechen.

Mögliche Schmerzorte

Weil solche Symptome auch sonst im Alltag vorkommen können, führt das in Kombination mit dem ohnehin tieferen Bewusstsein für das Risiko bei Frauen dazu, dass es oft länger dauert, bis man bei Frauen erkennt, dass sie einen Herzinfarkt erleidet. 


Warten ist heikel, weil jede Sekunde zählt. 

Welche zusätzlichen Risikofaktoren können einen Herzinfarkt begünstigen?

Es existieren geschlechtsspezifische Risikofaktoren für Frauen, unter anderem Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck bei Schwangerschaften. Und erwähnenswert ist auch, dass es bei Essstörungen, unter denen Frauen häufiger leiden, wegen dem Ungleichgewicht der Geschlechtshormone, zu einer menstruellen Störung kommen kann, was oft zu verminderter Knochendichte und Stressfrakturen führt.

 

Das alles hat ebenfalls negative Auswirkungen auf die Herztüchtigkeit.

 

Angeborene Herzfehler hingegen kommen bei Männern häufiger vor. Deshalb erleiden auch junge Männer öfter einen plötzlichen Herztod. Das hängt auch damit zusammen, dass Männer mehr Leistungssport treiben, sich grundsätzlich eher überschätzen als Frauen und auch mehr Kokain konsumieren, was zu Herzproblemen führen kann. 

 

Ab 70 Jahren gibt es keine Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern bezüglich Herzinfarktrisiko.

Vorbeugen, Symptome erkennen und richtig reagieren

Eine gesunde Lebensweise ist bereits ein grosser Schritt, um das Risiko eines Herzinfarkts zu limitieren.

 

Je schneller er erkannt wird, desto höher sind die Überlebenschancen bei einer sofortigen Notfallbehandlung und desto geringer die Schäden am Herzen.

 

Wie reagieren bei einem Herzinfarkt?

  • Platz sichern, wenn es beispielsweise Verkehr in der Nähe hat.
     
  • Sofort die Notfallnummer 144 zu wählen.
     
  • Mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung starten, bis das Sanitätspersonal eingetroffen ist oder ein Defibrillator zur Verfügung steht. Sowieso: Es wäre optimal, wenn die Bedienung eines Defibrillators klappt.

    Übrigens: Es gibt Karten, auf denen die Standorte eingezeichnet sind. Beispiel: Berner Defibrillatoren-Karte
     
  • Wenn möglich die betroffene Person mit leicht angehobenem Oberkörper auf einer harten Unterlage oder am Boden lagern.
     
  • Enge Kleider, Krawatte oder Büstenhalter lockern.
     
  • Gut ist es, wenn man regelmässig einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, um sein Wissen aufzufrischen.
     
  • Was ebenfalls häufig unterschätzt und unterlassen wird: Ein regelmässiger Herzcheck für Männer ab etwa 40 Jahren, für Frauen ab 50. Ein Herzcheck dauert etwas mehr als eine halbe Stunde inklusive Massnahmenempfehlungen, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren. Herzchecks werden in Apotheken angeboten. Hier findest du die Adressen.

 

Personen, bei denen es in der Familie schon im frühen Alter zu Herzinfarkten oder plötzlichem Herztod kam, sollten entsprechend früher mit den Checks beginnen. Die Schweizerische Herzstiftung informiert zum Thema Herz-Kreislauf-Krankheiten und bietet diverse Tests an, bei denen etwa der Blutdruck oder die Blutwerte gemessen werden.


>> Tests Schweizerische Herzstiftung

 

Wer seine Werte kennt, kann sie mit einem gesunden Lebensstil positiv beeinflussen. Deshalb ist es empfehlenswert, frühzeitig den Blutdruck sowie Cholesterin- und Blutzuckerwerte zu bestimmen.

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